Strangbildung als mögliche Komplikation nach Brustkrebs-OP
Physiotherapie bei Strangbildung –
Geigensaitenphänomen
Die Diagnose Brustkrebs und die daraus resultierende Therapie – OP, Chemo und Bestrahlung – sind herausfordernd und belastend.
Nach dieser Behandlung bleibt die Angst bei Veränderungen der betroffenen Körperseite, im operierten Bereich oder im Bestrahlungsfeld allgegenwärtig.
Ein selten auftretendes Phänomen, welches jedoch physiotherapeutisch behandelbar ist, möchte ich hier vorstellen.
Als Folge der Operation(en), bei denen der Tumor und die betroffenen Lymphknoten entfernt wurden, kann es, neben der Narbenbildung, zur sogenannten Strangbildung kommen. Diese wird auch als Geigensaitenphänomen, Axillary Web Syndrom (AWS), Cording, Fascial Cording oder Mondor’s Disease bezeichnet. Aber was genau bedeutet dies? All diese Begriffe beschreiben verhärtete Lymphbahnen, die bei der Entfernung der Lymphknoten aus der Achsel durchgeschnitten wurden.
Wie erkennen Sie die Strangbildung?
Während oder nach diesen Behandlungen entdecken einige Patientinnen einen Strang in der Achsel, der sich auch bis über den Arm ziehen kann. Symptomatisch beschreiben diese eine eingeschränkte Beweglichkeit in der Schulter, welche auch durch die entstandene Narbe hervorgerufen werden kann, sowie mitunter auch im Ellenbogen, im Handgelenk und in den Fingern. Damit einhergehend können Schmerzen auftreten. Beim Blick in den Spiegel wird dann ein Strang sichtbar, der sich von der Achsel, über den Ellenbogen, bis über das Handgelenk und die Finger ziehen kann.
Quelle: Fachartikel zur Brustkrebsnachbehandlung
Die Komplikation: Strangbildung nach Brustkrebsoperation
Erschienen im Physiojournal/ Verlag Die Fachwelt, Ausgabe 2-2014 Autorin Elisabeth Josenhans
Wodurch entsteht dieser Strang?
Beim Heben des betroffenen Armes wird die verhärtete Lymphbahn angespannt, ist durch die Haut sichtbar und kann zu starken Schmerzen führen, weshalb die Patientinnen meistens eine Schonhaltung einnehmen.
Worauf ist zu achten?
Priorität hierbei hat die Diagnostik. Das heißt, das Erkennen der Strangbildung. Da diese nicht allzu häufig auftritt, kennen sich nur wenige Menschen damit aus. Ich persönlich kann aufgrund meiner beruflichen Erfahrung eine solche erkennen und Patientinnen Ängste nehmen, dass das, was sie fühlen oder sehen, etwas Schlimmes sei. Erste Hinweise auf dieses Phänomen habe ich durch meine Dozentin der Gynäkologie erhalten, die uns von einer solchen Komplikation nach einer Brustkrebsoperation berichtet hatte. Erste Erfahrungen habe ich bereits in meiner Ausbildung gesammelt, da ich eine Patientin mit Strangbildung erfolgreich behandeln konnte. Im Laufe meiner beruflichen Tätigkeit, konnte ich weiteren Patientinnen helfen. Alle hatten gemeinsam, dass sie sehr verunsichert waren und zunächst niemand wusste, worum es sich hier handelt.
Wie wird behandelt? Was kann ich für Sie tun?
Nicht selten sind keine Therapiemöglichkeiten bekannt oder es werden Übungen zur Verbesserung der Armbeweglichkeit und bei starken Schmerzen eine operative Entfernung dieses Stranges empfohlen. Im Gesamtkontext einer Krebserkrankung stellt die eingeschränkte Beweglichkeit für die behandelnden Ärzte meist eine geringe Komplikation ohne therapeutischen Behandlungsbedarf dar. Allerdings gilt dies nicht für die Betroffenen selbst, die, neben Krebsdiagnose und Therapie, durch eine eingeschränkte Alltagsbeweglichkeit und Schmerzen eine zusätzliche seelische Belastung empfinden.
Bei der Strangbildung hilft jedoch ein spezielles Behandlungskonzept, welches mithilfe von manuellen Techniken den Anheftungspunkt des Stranges löst und die betroffenen Stellen wieder mobilisiert. Meine Erfahrung zeigt, dass sich der Strang durch die manuellen Lösungstechniken zurückgebildet hat oder gar beseitigt werden konnte. Auch im Rahmen einer Studie konnte nachgewiesen werden, dass bei 94% der behandelten Patientinnen der Strang vollständig beseitigt werden konnte. Bei den restlichen 6% ist das Krankheitsbild nach der Behandlung zumindest deutlich verbessert worden.
Das ist mir wichtig!
Deshalb ist es mir ein Anliegen, über diese mögliche Komplikation aufzuklären und darauf aufmerksam zu machen, damit möglichst viele Patientinnen behandelt und auf ihrem Heilungsweg bestmöglich unterstützt werden können.
Zu guter Letzt ist mir insbesondere wichtig, den Patientinnen ihre Angst zu nehmen, nicht selten wird zunächst an eine weitere Ausbreitung des Tumors oder an eine bleibende Veränderung in diesem Bereich des Körpers gedacht.
Kommen Sie gerne auf mich zu, wenn Sie unsicher sind, ob Ihre Symptome auf eine Strangbildung hindeuten oder wenn Sie bereits wissen, dass Sie darunter leiden und Hilfe benötigen!
Ihre Leonarda Tyralla | Physio mit Rad
Danksagung
Ich möchte mich auf diesem Weg auch bei Frau Elisabeth Josenhans bedanken, die erste Studien zur Strangbildung ins Leben gerufen hat und sich auf diesem Gebiet bestens auskennt. Alle Bilder in diesem Artikel habe mich mit Genehmigung von Frau Josenhans ihrer Homepage/ Ihren Artikeln entnommen. Gemeinsam für das Ziel, Patientinnen bestmöglich zu unterstützen. Elisabeth Josenhans hat auf ihrer Homepage weitere Informationen zusammengetragen. Ich bin dort im Therapeutenverzeichnis zu finden.
https://praxisjosenhans.de/
Weitere Informationen und weiterführende Literatur finden Sie hier:
- Fachartikel „Die Komplikation: Strangbildung nach Brustkrebsoperation“, Elisabeth Josenhans, erschienen im Physiojournal / Verlag Die Fachwelt, Ausgabe 2-2014
- Studie „Die physiotherapeutische Behandlung der Strangbildung nach Brustkrebsoperation“, Elisabeth Josenhans erschienen in pt_Zeitschrift für Physiotherapeuten, Richard Pflaum Verlag, Ausgabe 09-2007
- Elisabeth Josenhans & Team Physiotherapie- https://praxisjosenhans.de/